Dr. Sven Nickel

Dr. Sven Nickel ist Sonderschullehrer und Diplom-Pädagoge. Zurzeit ist er an der Universität Bremen im Bereich der Deutschdidaktik mit der Denomination "Didaktik der Schriftsprache / Prävention von Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb" tätig. Dr. Nickel ist im Vorstand des Bundesverbandes Alphabetisierung und dort Ansprechpartner für Fragen zu Ursachen und Prävention von Analphabetismus sowie zur
Didaktik des Schriftspracherwerb von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Weitere Informormationen zu seiner Person erhalten Sie hier... Dort finden sich auch seine Publikationen, zum großen Teil mit Downloadmöglichkeit.

Family Literacy - Schriftkultur in der Familie stützen.
Why family literacy is better than family learning.

Teil 4 der Ringvorlesung zum Thema „Leitbild – Zukunft – Familie“

Einführung (PDF-Dokument) + Video + Folien (beide MobileLecture) zum Vortrag

PISA hat dieses Land gePISAckt… Eine der vielleicht bittersten Erkenntnisse ist der Befund, dass das deutsche Schulsystem sozial extrem ungerecht zu sein scheint. Kinder aus lernanregenden Milieus haben deutliche Vorteile als Kinder aus weniger lernanregenden Milieus. Selbstverständlich ist es die Aufgabe eines Bildungswesens, die bestehenden sozialen Unterschiede zu kompensieren - statt sie zu vergrößern. Dennoch wird in der Fachwissenschaft die Rolle der Schule - zumal hierzulande als Halbtagsschule organisiert - in ihrer kompensatorischen Wirkung kritisch eingeschätzt. Nicht zuletzt deshalb gerät familienorientierte Arbeit, wie sie im internationalen Raum erfolgreich praktiziert wird, zunehmend ins Blickfeld der deutschen Bildungs-Diskussion.

Im vierten Teil der Ringvorlesung geht es somit erstmals um einen fachdidaktischen Beitrag im engeren Sinne. Dr. Sven Nickel wird die immense Bedeutung der Familie für die literale Entwicklung der Kinder verdeutlichen. In verschiedenen Facetten werden schriftkulturelle Praxen in Familien, wie das gemeinsame Bilderbuchbetrachten oder das Vorlesen auf ihre Potentiale für die kindliche Entwicklung hin entfaltet. Die Entwicklung von Literacy beginnt bereits im ersten Lebensjahr, also wesentlich früher als meist angenommen. Dieses Erleben elementarer Schriftkultur gilt dabei als Grundlage für das spätere Erlernen der Kulturtechniken des Lesens und Schreibens. Mit einer so gewendeten Blickrichtung wendet der Referent, der neben seiner Tätigkeit an der Universität Bremen Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Alphabetisierung ist, seine Aufmerksamkeit vor allem auf diejenigen Familien, deren alltägliches Leben im Wesentlichen illiteral organisiert ist. Damit leitet er sein Plädoyer für eine ebenso frühe wie breite Literalisierungsarbeit auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen ein.

Die familienorientierte Literalisierungsarbeit nimmt im Rahmen dieses breiten Literalisierungskonzeptes eine zentrale Stellung ein. Allerdings greifen die traditionellen Konzepte zu kurz. Angebote der Erwachsenenpädagogik wie Elternseminare, Fortbildungen etc. werden nur von einem Teil der Zielgruppe wahrgenommen. Soziokulturell benachteiligte Familien werden mit diesen Maßnahmen nicht erreicht. Dr. Nickel stellt in der Folge eine Ansatz vor, der im angloamerikanischen Raum weit verbreitet ist und allgemein geschätzt wird, im deutschsprachigen Raum aber fast völlig unbekannt ist. Die Konzepte von "Family Literacy", bei denen Eltern und Kinder gemeinsam lernen und bei denen beide Gruppen von diesem Miteinader profitieren, bestechen durch ihren systemischen Charakter. Evaluationen bescheinigen den Programmen eine hohe Effizienz und Nachhaltigkeit. In Deutschland sollen erste Pilotprojekte vorbereitet werden.
Im Rahmen der Veranstaltung werden Fragen aufgeworfen wie:
· Wie werden die Familien erreicht?
· Wie wird inhaltlich gearbeitet?
· Was ist das Besondere an diesem Konzept?
· Womit lässt sich deren Erfolg begründen?
· Warum sind die Programme in der Bevölkerung so beliebt?
· Eventuell wird auch zu fragen sein, warum Deutschland von der internationalen Entwicklung abgehängt wurde.

Die Erörterung dieser Fragen wird sicherlich einen Beitrag zu den übergreifenden Fragestellungen der Ringvorlesung bieten, die auf der Suche nach innovativen Praxen und einem neuen Leitbild für Familienbildung ist.

Zeit: Dienstag, den 16. November, 19-21Uhr
Ort: Hörsaal 1010 ("Kleiner Hörsaal") im Hörsaalgebäude "Keksdose“, Ecke Enrique-Schmidt-Str./Boulevard auf dem Universitätscampus

zum download des Flyers bzw. des Übersichtplakates zur Ringvorlesung
Video + Folien (MobileLecture) des Nickel-Vortrags am 16. November 2004
Plakat zum Nickel-Vortrag am 16. November 2004
Ankündigungstext zum Nickel-Vortrag am 16. November 2004
Thematische Links zum Thema "Family Literacy"

Alle Vortragsvideos und Folien der Ringvorlesung

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© H. Metzen (Stand: 20051216)